Die Projektgruppe "Musikunterricht mit blinden und sehbehinderten Kindern" an der Musikschule Paderborn versucht eine Antwort auf mehrere Problemstellungen zu geben:

Immer häufiger werden die öffentlichen Musikschulen gefragt, ob sie blinden bzw. sehbehinderten Kindern Instrumentalunterricht geben können. Hier gibt es aber nur wenig speziell ausgebildete Lehrkräfte. Es ist also ein angemessenes Unterrichtskonzept nötig, um im Rahmen der Möglichkeiten der Musikschulen auch diesen Kindern Instrumentalunterricht geben zu können.

Musik- bzw. Instrumentalunterricht beginnt im Alter von 4-5 Jahren. In dieser Zeit lernen die Kinder noch nicht die Punktschrift, noch viel weniger sind sie in der Lage, die Internationale Punktmusikschrift zur Unterstützung Ihres Lernens zu nutzen. Nötig ist es also, eine den Möglichkeiten dieser Kinder angemessene Vermittlungsform von Notenliteratur zu finden.

Auch an den Blindenschulen wird die Internationale Punktmusikschrift - wenn überhaupt - erst ab Klasse 5 gelehrt. Es vergeht lange Zeit, in der blinde und sehbehinderte Kinder auf die eingeschränkte Form des Abhörens und Nachspielens angewiesen sind. Im Regelfall ist es ihnen nicht möglich, am gemeinsamen Instrumentalspiel mit sehenden Kindern teilzunehmen.

Das in Paderborn entwickelte und praktizierte Unterrichtskonzept besteht aus folgenden Punkten:
Frühe Integration blinder und sehbehinderter Kinder in die musikalische Grundausbildung.
Instrumentalunterricht für Kinder ab sechs Jahren.
Die von Frau Dr. Wiesenthal entwickelte Kästchennotenschrift, die mit geringem Lernaufwand für Schüler und Lehrende Musikliteratur verfügbar macht.
Lehrmaterialen zur Einführung in die Kästchenotenschrift, Übekassetten mit Begleitheften.
Schließlich die Vorbereitung und Überleitung zur Internationalen Punktmusikschrift.

Kästchen(noten)Schrift und Internationale Punktmusikschrift

Mit der Internationalen Punktmusikschrift gibt es eine Notationsform, mit der blinden und sehbehinderten Menschen auch anspruchsvollste Musik zugänglich gemacht werden kann. Sie setzt aber voraus, daß die Punktmusikschrift (Braille-Schrift) sicher beherrscht wird und darüber hinaus die zahlreichen Musikzeichen erlernt werden. Die Kästchen(noten)schrift ermöglicht den Zugang zu Musikliteratur bereits in einem Alter, in dem die Punktschrift und die darauf aufbauende Internationale Punktmusikschrift noch nicht beherrscht wird. Sie wendet sich auch an Menschen, die die Internationale Punktmusikschrift nicht mehr erlernen wollen. Mit den beiden Schriften "Vom Strich zum Punkt" und "Von Punkt zu Punkt" von Roselore Wiesenthal ist die Überleitung zur Internationalern Punktmusikschrift integraler Bestandteil des in Paderborn entwickelten Unterrichtskonzepts. (Siehe Literaturliste)

Das Konzept